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DENKBILD VII

MENSCH?

  Mensen zijn één  
 

Menschen aus aller Welt werden Bahá’í.

 

Der Geist im Stoff der Sterne

Der Mensch ist der höchste Ausdruck der göttlichen Schöpfungskraft. Doch er ist kein Fertigwesen. Er ist erschaffen, um seine Anlagen in der Welt zu entfalten. Das setzt voraus, dass der Mensch weiß, wer er ist, was er soll, woher er kommt, wohin er geht und wie er diesen Weg von Unten nach Oben am vernünftigsten beschreitet. Da er dies aber aus sich selbst nicht mit Sicherheit herleiten kann, ist er auf vertrauenswürdige Information angewiesen. Quelle dieser Information ist zugleich die Quelle seines eigenen Seins.

Gott offenbart dem Menschen wie Er sich ihn heute wünscht. Er verwendet dabei das intelligente Verständigungsmittel der Sprache und einen ungewöhnlichen Sterblichen, der für Ihn spricht. Es ist dann als ob Gott selbst zu hören, zu lesen sei. Bahá'u'lláh nennt die Offenbarer Gottes daher „Spiegel,  die Sein Licht widerstrahlen“. Sie vertreiben die Dunkelheit des Unwissens, erlösen uns aus geistiger Finsternis.

Dieses Mal hat der Himmel seinen Spiegel gefunden in einem alten persischen Geschlecht. Der Name der Manifestation Gottes für das 3. Jahrtausend lautet „Herrlichkeit Gottes“, auf Arabisch Bahá'u'lláh. Und dies ist was Er den  Menschen lehrt:

Sei freigebig im Glück und dankbar im Unglück. Sei des Vertrauens deines Nächsten wert und schaue hellen und freundlichen Auges auf ihn. Sei ein Schatz dem Armen, ein Mahner dem Reichen, eine Antwort auf den Schrei des Bedürftigen, und halte dein Versprechen heilig. Sei gerecht in deinem Urteil und behutsam in deiner Rede. Sei zu keinem Menschen ungerecht und erweise allen Sanftmut. Sei wie eine Lampe für die, so im Dunkeln gehen, eine Freude den Betrübten, ein Meer für die Dürstenden, ein schützender Port für die Bedrängten, Stütze und Verteidiger für das Opfer der Unterdrückung. Lass Lauterkeit und Redlichkeit all dein Handeln auszeichnen. Sei ein Heim dem Fremdling, ein Balsam dem Leidenden, dem Flüchtling ein starker Turm. Sei dem Blinden Auge und ein Licht der Führung für den Fuß des Irrenden. Sei ein Schmuck für das Antlitz der Wahrheit, eine Krone für die Stirn der Treue, ein Pfeiler im Tempel der Rechtschaffenheit, Lebenshauch dem Körper der Menschheit, ein Banner für die Heerscharen der Gerechtigkeit, ein Himmelslicht am Horizont der Tugend, Tau für den Urgrund des Menschenherzens, eine Arche auf dem Meer der Erkenntnis, eine Sonne am Himmel der Großmut, ein Stein im Diadem der Weisheit, ein strahlendes Licht am Firmament deiner Zeitgenossen, eine Frucht am Baume der Demut.

[Bahá'u'lláh, Ährenlese, S. 248]

Wissenschaften erwecken den Eindruck als ob sie wüssten, dass sich die Eigenschaften des Menschen aus zufälligen, biologischen, der Materie innewohnenden Möglichkeiten ergeben hätten. Einige dieser Eigenschaften kommen spurenhaft auch in tierlichen Lebensformen vor und wären daraus erwachsen. In Wirklichkeit entfaltet sich der Mensch nach der Lehre von Bahá'u'lláh aus einer von vornherein vollendeten Anlage. In der ersten Zelle des Individuums ist der Mensch als Information bereits voll enthalten. Bei der Evolution kommt nur heraus, was bereits drinnen ist. Gott lässt sich weiß Gott nicht von der eigenen Schöpfung überraschen.

An diesem Punkt geht nach der Bahá’í-Lehre die darwinistische Theorie der Auslese in die Irre. Darwin leitete pflanzliche und zoologische Herkunft aus bereits bestehenden Lebensformen ab. Eine Erklärung für den Beginn hat die nach ihm benannte Theorie nach 150 Jahren nicht gefunden. Evolution bedeutet nicht Schöpfung, sondern erweist sich als die wahrnehmbare Seite des unerklärten kreativen Antriebs, als Abwicklung einer vorschriebenen Rolle. Nach allem was wir wissen ist im Universum keine Komplexität bereits vollendet sobald sie beginnt. Auch der Mensch ist aus einem vorstofflichen Zustand hervorgegangen – einer genetischen Programmierung. Offenbar gibt es einen Datenspeicher der Unendlichkeiten hinter unserem Vorstellungsvermögen. Wir sind unsterbliche Geschöpfe des Geistes Gottes, die das wissen können, jedoch oft erst am Ende glauben.

Nur der Mensch kann begreifen, dass die Welt nicht notwendigerweise so ist, wie sie ist; sonders dass sie auch anders sein könnte. Daraus folgt, dass auch nichts in der Welt zum Menschen führen musste. Da nun aber der Mensch da ist, mit all seinen unerschöpflichen Anlagen, so deutet dies auf einen mächtigen Sinn hinter dieser Erscheinung. Und davon spricht der Sprecher Gottes:

Nachdem Er die Welt und alles, was darin lebt und webt, erschaffen hatte, wünschte Er durch das unmittelbare Wirken Seines unumschränkten, höchsten Willens, dem Menschen die einzigartige Auszeichnung und Fähigkeit zu verleihen, Ihn zu erkennen und zu lieben - eine Fähigkeit, die notwendigerweise als der gesamten Schöpfung zugrunde liegender schöpferischer Antrieb und Hauptzweck anzusehen ist… Auf die innerste Wirklichkeit jedes erschaffenen Dinges hat Er das Licht eines Seiner Namen ergossen; jedes hat Er zum Empfänger der Herrlichkeit einer Seiner Eigenschaften gemacht. Die Wirklichkeit des Menschen jedoch hat Er zum Brennpunkt für das Strahlen aller Seiner Namen und Eigenschaften und zum Spiegel Seines eigenen Selbst erkoren.

[Bahá'u'lláh , Ährenlese, S. 60]

Im Gegensatz zu allem im All kann der Mensch sich dem ihm innewohnenden Gesetz aus eigener Kraft entziehen. Insofern ist er stärker als die Sterne und Galaxien, die alle festen Bahnen folgen. Nur wir Menschen tanzen in der Schöpfung aus der Reihe. Im Vergleich zu den Ordnungen Gottes sind wir ein zeitweiliges Chaos. Wir haben die Spielräume unserer Art jedoch nicht erobert, sondern vorgefunden. Nur dadurch können wir scheinbar Dinge tun und lassen, wie es uns auskommt. Der Mensch ist in seiner Unvollkommenheit kein Sündenfall, sondern das unvermeidliche Gegenüber zur göttlichen Vollendung. Gott kann als das Absolute nicht unvollkommen sein; der Mensch aber ist es ohne jeden Zweifel, und das war in „Eden“ wohl auch so gedacht.  

O Sohn des Menschen!
Verhüllt in Meinem unvordenklichen Sein und in der Urewigkeit Meines Wesens,
wusste Ich um Meine Liebe zu dir.
Darum erschuf Ich dich,
prägte dir Mein Ebenbild ein
und offenbarte dir Meine Schönheit.

[Bahá'u'lláh, Die Verborgenen Worte]

Gott stellt an den Menschen die höchsten Anforderungen, um ihn zum Höchsten zu führen, nicht Seinetwegen, sondern seinetwegen. Die mosaische Nächstenliebe erstreckt sich bei Bahá'u'lláh ausdrücklich über alle Menschen, ohne Ausnahme. Sie bilden für Gott eine Einheit und sollen bei Gott eine Einheit werden.  Zwei Eigenschaften stehen im Vordergrund: „ein reines, gütiges  und strahlendes Herz“ und „das Meistgeliebte“ – Gerechtigkeit. Hier lautet der Rat:

„Wende dich nicht ab von ihr, wenn du nach Mir verlangst, und vergiss sie nicht,
damit Ich dir vertrauen kann.
Mit ihrer Hilfe sollst du mit eigenen Augen sehen,
nicht mit denen anderer, und durch eigene Erkenntnis Wissen erlangen,
nicht durch die deines Nächsten.
Bedenke im Herzen, wie du sein solltest.
Wahrlich, Gerechtigkeit ist Meine Gabe und das Zeichen Meiner Gnade.
So halte sie dir vor Augen.

[Die Verborgenen Worte 1 und 2]

Eine Initiative von Gunter C. Vieten und niederländischen Bahá’ís und Freunden
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