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DENKBILD II

BAHÁ'U'LLÁH?

  In de tuinen van Bahji  
 

In den Heiligen Gärten von Bahji, Akko, Israel

 

Die neue Manifestation Gottes

An den Ufern von Babylon, in einem Garten am Tigris zu Bagdad, haben sich im Frühling 1863 Ereignisse zugetragen, die mit dem Kommen eines „Neuen Zeitalters“ zusammenhängen. Nur die Schicksalsgefährten eines persischen Edelmanns, den der Schah in die Verbannung geschickt hatte, waren Zeitzeugen der Umstände, unter denen sich der Geist Gottes erstmals Menschen des geistig neuen Millenniums offenbarte.

Hundert Jahre später besang eine ganze Generatiom junger Leute den Leadsong aus dem Musical "Hair" über die Morgendämmerung eines neuen Zeitalter: „This is the dawning of the age of Aquarius“. Der kommenden Welt werden paradiesische Zustände zugesprochen: „Dies ist die Dämmerung des Zeitalters Wassermann“. DasMusical verkündet Jahr nach Jahr die Erweiterung des Bewusstseins - ein "New Age". Die Welt geht wieder schnell zur Tagesordnung über, doch Vorgefühle haben zuweilen einen realen Hintergrund.

Ein denkwürdiger Moment zwischen Himmel und Erde

Im Jahr 1850 hatte die persische Obrigkeit untert tumultuösen Umständen einen 31jährigen Heilskünder aus der Dichterstadt Shiraz wegen Koranlästerung erschießen lassen. Er hieß Sayyid Ali-Muhammed, trug den grünen Turban des Prophetenhauses und nannte sich „el-Báb“, was in diesem Fall „das Tor“ zu neuen, nachislamischen Zeiten bedeutete.

Hunderttausende Perser begeisterten sich für seine Gott und den Menschen nahe Lehre von einer neuen, anderen Zeit. Zwanzigtausend Anhänger des Báb mussten späterihre Begeisterung mit dem Leben bezahlen. Staat und Moschee fürchteten die herzerobernde Botschaft des jungen Propheten vom Nahen des Erlösers einer korrupten Welt. Die Unterdrückung der Bahá’í durch die heutigen Koranherrscher des Iran beruht auf dem versessenen Festhalten an der Überzeugung, dass nicht wahr ist, was nach Schriftgelehrten, Ayatullahs oder Priestern nicht wahr sein kann. 

„Kommt hervor aus euren Städten!

Am Abend des 23. Mai 1844, dem Jahr 1260 des morgenländischen Kalenders, hatte der Báb erstmals einem Menschen das Kommen des Verheißenen offenbart. Die Kinder des nahenden Äons würden gelehrter sein als die Gelehrten, und der ganze Weltkreis werde sich wandeln. Um den Báb scharten sich viele Menschen, die seinen Worten lauschten und ihre Bedeutung spürten. Er war „Der, der die Namen zur Auferstehung bringt“, das von den Propheten verheißene Sprachrohr Gottes - Vorbote eines unermesslich Größeren als er selbst. Auch an das Abendland hatte er sich gewandt: „Kommt hervor aus euren Städten, ihr Völker des Westens, und steht Gott bei.“
[Shoghi Effendi, Gott geht vorüber]

Der auserkorene Sohn Persiens

Achtzehn Jünger hatten den Báb anfangs gesucht und gefunden, darunter die persische Dichterin Tahirih, die vor den Augen schockierter Männer den Schleier ablegte. Der Báb hatte im Namen Gottes die Gleichwertigkeit beider Geschlechter verkündet. Auch westliche Zeitungen berichteten damals von großen Unruhen in Persien und blutigen Verfolgungen durch die entfesselten Kräfte der Moschee.


Zu den Anhängern des Báb gehörte der Edelmann Mírza Husayn -'Ali Núri, Sohn eines persischen Geschlechts, das fruchtbare Ländereien in den Tälern am Kaspischen Meer besaß, und dessen Stammbaum sich bis zu den vorislamischen Königen van Persien verzweigte. Über eine Prinzessin dieses Hauses, der Sassaniden, bestand nach der Familientradition eine Verbindung mit dem jüdischen Königshaus der Daviden. Diesen hochangesehenen Mann beerbte der Báb vor Seiner Hinrichtung mit Feder, Siegelring und seinen letzten Schriften.

Eine himmlische Feuertaufe

Mírza Husayn-'Ali wurde bald schon in die Pogrome hineingezogen, die die Geistlichkeit nach einem ungelenken Anschlag auf den Schah im Jahr 1852 gegen die Bábí angezettelt hatte. Häscher trieben ihn barfuß und bei glühender Sonne meilenweit über die Landstraße nach Teheran. Der Weg endete in einem berüchtigten Kerker, einst Wasserreservoir unweit der Palastanlagen. In diesem lichtlosen Verlies wurde der Gefangene in Fußklemmen geschlagen und an eine schwere Eisenkette gelegt. In dieser Verfassung erschien ihm in einer Nacht ein weiblicher Erzengel in einer Kaskade von mystischem Licht:

Ich war nur ein Mensch wie andere und lag schlafend auf Meinem Lager. Siehe, da wehten die Lüfte des Allherrlichen über Mich hin und lehrten Mich die Erkenntnis all dessen, was war. Dies ist nicht von Mir, sondern von Einem, der allmächtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zwischen Erde und Himmel zu erheben, und um dessentwillen befiel Mich, was jedes verständigen Menschen Tränen fließen ließ. Die Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, und sei dessen wohl versichert, daß Ich nicht zu denen gehörte, die falsch reden. Das hier ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allmächtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhen, wenn der Sturmwind weht?

[Baha'u'llah, Brief an den Sohn des Wolfes, 1.13]

Deportation in das Bibelland

Nach den Kerkermonaten begann für Bahá'u'lláh und seine Angehörigen und Gefährten eine Verbannung von vierzig Jahren. Die Karawane der Ausgestoßenen wurde zuletzt durch die Hohe Pforte des Osmanischen Reichs an die Gestade des Heiligenlands verschifft, in die damalige Strafkolonie Akko. Den Berg Karmel im nahen Haifa ist der biblische Geschichte der Berg des Propheten Elias, der das Kommen des Herrn verkünden wird. Zu Füßen des Bergrückens liegt "Armageddon" im Tal Jesreel, das die Offenbarung des Johannes als Ort der Entscheidungsschlacht im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ beschreibt.

Das nahe Akko war der Hafen von Kanaan und Galilea, dem Land des Nazareners Jesus Christus. In Umkreis lebte Bahá'u'lláh als Staatsgefangener von August 1868 bis zum Seinem Hinscheiden, im November 1892.

Die Verheißung von Bagdad

Am Ende seines ersten, zehnjährigen Exils in Bagdad hatte Bahá'u'lláh unter herzergreifenden Umständen seine Sendung verkündet: dass er der Verheißene ist. "An den Ufern von Babylon" entfaltete er auch seine Lehre in dem „Buch der Gewissheit“.

Der erste Teil stellt das der Bahá'i-Religion zugrunde liegende Prinzip der Einheit Gottes und die Stufe der Manifestationen Gottes dar, durch die der Mensch Gott erkennen kann. Die Lehre beschreibt die Einheit aller Gottesoffenbarer und erläutert das Prinzip der schrittweise göttlichen Offenbarung, wobei das Neue immer aus dem Vorigen hervortritt.

Da sich so immer ein und derselbe Gott äußert, bilden Seine Manifestation im Wesen eine Einheit und gilt dies auch für die auf ihnen gründenden Religionen. Alle haben ursprünglich das Licht zur Quelle.  

Gotteslehre gegen den Krieg

Aus seinem zweiten Verbannungsort, dem heutigen Edirne am Schwarzen Meer, hat Bahá'u'lláh den Herrschern Seiner Zeit seine Sendung verkündet: dass das verheißene Zeitalter des Weltfriedens und der Brüderschaft gekommen sei. Er selbst sei der Träger der Botschaft und Kraft Gottes, die ab diesem Zeitpunkt gegen den Krieg wirkt und eine neue, friedlichen Weltordnung schaffe.

Sein Augenmerk richtete sich auch auf den deutschen Kaiser, Wilhelm I. von Preußen, den er ermahnt, "den Urquell göttlicher Offenbarung" zu erkennen. Als warnendes Beispiel hält er ihm Napoleon III. vor Augen, "dessen Macht noch die seine überstieg" und der "in großem Elend zum Staube zurückkehrte". Weiterhin spricht er von den "Ufern des Rheins" und prophezeit, dass "die Schwerter der Vergeltung" gegen sie gezückt würden und dass sich "in Berlin großes Wehklagen" erheben werde, obgleich es damals in offensichtlichem Ruhm erstrahle.

Gerechtigkeit – die höchste der Tugenden

Vierzig Jahre lang – von 1852 bis 1892 – ist der neue Botschafter Gottes  in der Gewalt der beiden mächtigsten Herrscher des Nahen Ostens gewesen. Er widerstand Feinden „wie ein Berg“; wer in Augenblicken seiner Offenbarungen in seine Nähe kam, verlor die Fassung und brachte kein Wort über die Lippen.

Er opferte alles, was er besaß – edles Ansehen, körperliche Unversehrtheit, aristokratischen Besitz im „Garten Persiens“ und die Freiheit.


Mehr als hundert Werke und zahllosen Gebete, Meditationen und Briefe bilden das Geschenk Gottes an eine neue Menschenzeit. Auf dem erstmals dokumentierten Nachlass einer Gottesoffenbarung erwächst die erste universale Kultur auf dem Planet. Alle materiellen Vorbedingungen einer vereinten und befriedeten Welt werden seit dem 19. Jahrhundert von Gotteshand realisert. Die explosive Ausbreitung der Wissenschaft und Technologie - bis hin zur digitalen Kommunikation, dem neuen Himmel aus Sternennebeln und der Teilchenwelt von CERN - hat darin ihren Ursprung, dass sich die Schöpfung für den Menschen schlagartig ausgedehnt hat.

Erstmals in der Offenbarungsgeschichte ist festgeschrieben, wie diese geistige Kultur sich organisieren soll.

Die Verwaltungsordnung der Bahá’í-Religion bildet eine Synthese aus Theokratie, Aristokratie und Demokratie. Rechte und Pflichten gelten ausnahmslos für alle. Kein Mensch und keine Klasse ist über die Menschen gestellt. Gerechtigkeit ist die höchste aller Tugenden der entstehenden neuen Weltordnung.

Der Wunsch des Vaterunsers

Erstmals wissen wir über die geschichtlichen Umstände einer Gotteserscheinung genau Bescheid, und kennen wir ihre Augenzeugen. Auch ist erstmals eine Offenbarung Gottes in Originalurkunden festgeschrieben. Und erstmals sind die Worte Gottes von Gott gegen Auslegung beschützt.


Mehr als hundert Werke hat Bahá'u'lláh bis zu einem Giftanschlag eigenhändig verfasst; danach sind Niederschriften der Wortströme erfolgt, die Bahá'u'lláh geprüft und gesiegelt hat. Erstmals ist sicher, welche Orte durch die Fußstapfen des Gottgesandten geheiligt sind. Auch diese Verankerungen in der Realität unterstützen die weltgeschichtliche Gewichtigkeit der Theofanie, die den Hintergrund der Gegenwart bildet und für ein Millennium die Zukunft bestimmt.

Auf dem Berg Karmel in Haifa, Israel, steht das Profetenzeichen dieses Kommen Gottes, das die Christenheit im Vaterunser erbittet. Wie anders als im Wirren der Wirklichkeit sollte es denn gestiftet werden? Und wäre es denn gestern zu verwirklichen gewesen, während es die heutigen Technologien und Erfordernisse noch nicht gab? 


Deutlicher kann der Geist Gottes nicht zu den Völkern sprechen als durch die Offenbarung von Bahá'u'lláh und die Zeichensprache der Zeit. Der Rest kommt aus einem neuen Glauben, der unserer Zeit einmalige Bedeutung verleiht - die Zeit, in der der Verheißene aller Völker erschien.  

Primäre Geschichtsquellen:

Gott geht vorüber, Shoghi Effendi Rabbani; Bahá'í-Verlag, Langenhain
Gute sekundäre Geschichtsquelle: The Revelation of Bahá'u'lláh von Adib Taherzadeh; George Ronald, Oxford.

‘Abd'ul-Bahá über Bahá'u'lláh

Zu Seinen Zeichen gehört das Erscheinen von Vorzeichen und frohen Verheißungen, Andeutungen und Fingerzeigen, die Verbreitung vieler verschiedener Botschaften und die Vorahnungen der Rechtschaffenen, die nunmehr ihr Ziel erreicht haben.


Und zu Seinen Zeichen gehört Sein Strahlenglanz über dem Horizont der Einheit, Sein Licht vom Tagesanbruch der Macht, die Verkündigung der größten frohen Botschaften durch Seinen Herold, den Einen, den Unvergleichlichen. Wahrlich, darin liegt ein leuchtender Beweis für die Schar der Wissenden.
Zu Seinen Zeichen gehört Sein Offenbarsein, Seine Sichtbarkeit für alle, Sein Beweis durch sich selbst, Sein Auftreten vor Zeugen allüberall, unter Völkern, die wie Wölfe über Ihn herfielen und Ihn von allen Seiten umringten.


Ein weiteres Seiner Zeichen ist das Wunder Seiner Abhandlungen, der Fluss Seiner Rede, die Schnelligkeit, mit der Seine Schriften offenbart wurden, Seine Worte der Weisheit, Seine Verse, Seine Sendschreiben, Seine Andachten, Seine Auslegungen des Korans, der schwerverständlichen wie der klaren Verse. Bei deinem Leben! Das alles ist klar wie der helle Tag für jeden, der es mit dem Auge der Gerechtigkeit betrachtet. Ferner gehört zu Seinen Zeichen die Morgensonne Seines Wissens, der aufsteigende Mond Seiner Künste und Fähigkeiten, die Art, wie Er auf allen Seinen Wegen Vollkommenheit zeigt.

[Abd'ul-Bahá, Briefe und Botschaften, Auszüge]

Eine Initiative von Gunter C. Vieten und niederländischen Bahá’ís und Freunden
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